Beijing, China, 25.09. - 01.10.11
Hard-Seat! Wer hat eine Idee, weshalb eine Zugklasse so heissen könnte? Richtig, wir gingen auch von Holzkisten aus und wurden erst einmal positiv überrascht! Der Wagen wirkte sehr sauber, hatte sogar einen Teppich im Gang und die Sitzbänke waren schön überzogen. Unsere Plätze waren im 6er-Abteil und leider nicht im 4er daneben, aber unsere Abteilsgenossen waren sehr nett und machten auf der Gepäckablage Platz für unsere Rucksäcke. Doch dann sassen wir erst mal ab…
So ganz bequem war die „Bank“ leider bereits nach 5 Minuten nicht mehr. Es hatte so etwas wie Federn als Polster, diese waren jedoch mehr störend als dämpfend. Die Rückenlehne war extrem gerade machte das „im Sitz hängen“ nicht möglich. Im 4er Abteil neben uns war ein Grosi mit einem ca. 3 Jahre alten Jungen, welchen sie ganz gerne an andere Reisenden abgab. Das Kind lag dann einfach gleich auf den Schoss des Auserwählten und zappelte dann wild um sich. Ach ja, dass hier die meisten Kleinkinder offene Hosen haben, ist auch gut zu wissen. Das bedeutet, dass die Hosen vom Füdli bis Vorne aufgeschlitzt sind, so kann man windeln sparen und ist auf der Strasse sehr schnell fertig mit dem Verrichten des grossen oder kleinen Geschäftes… Nun, Marco, welcher am Gang sass, hatte nicht so grosse Freude an diesem Zappeljungen und gab in freundlich aber bestimmt zurück zum Grosi. Diese wollte diese „Rückgabe“ erst nicht so ganz verstehen und wir ernteten ein paar komische Blicke, jedoch starteten danach alle Mitreisenden ebenfalls mit der „Rückgabe“ des Jungen bis das Grosi wieder selber auf den Jungen aufpassen musste.
Der Zug fuhr übrigens sehr ruhig und fast ganz ruckelfrei (dies liegt sehr wahrscheinlich an den super Beton-Eisenbahnschwellen, welche hier zum Einsatz kommen!), dies half aber nicht besonders, um im hell erleuchteten, über 100 Personen fassenden Wagen schlafen zu können. Nun gut, etwas Schlaf hatten wir schon, aber von erholt oder entspannt konnte bei der Ankunft, morgens um 7 Uhr, in Peking keine Rede sein. Guet si mir no so jung, robuscht und bruche fasch gar kei Schlaf! ;-)
Die Hotelsuche gestaltete sich dann einfacher als gedacht! Per Metro gelangten wir zum Qianamen (südlich vom Tianamen Platz) und suchten hier nach einem Hotel. Überall winkte man uns ab, keine Ausländer seine hier erlaubt, übersetzte uns ein chinesischer Tourist! In einem Hotel winkte man uns auch ab, brachte uns aber gleich zu einem anderen Hotel wo Ausländer absteigen dürfen. Dort sagte man uns, dass in der Region nur drei Hotels die Erlaubnis hätten, Ausländer aufzunehmen und so entschieden wir uns gleich zu bleiben. Das Hotel war natürlich etwas teurer, als die Hotels für Chinesen. Naja, dafür hatten wir gleich das Nachbarzimmer für Cyrill reserviert, welcher uns hier zwei Tage lang Gesellschaft leistete.
Am Nachmittag besuchten wir die verbotene Stadt. Es ist sehr eindrücklich, was hier im Zentrum von Peking für eine sehr weitläufige „Oase“ steht und wie man von der Aussenwelt abgeschottet ist. Irgendwie kann man sich dabei so richtig vorstellen, wie die Regierung (also Kaiser) so „neben“ der Bevölkerung vorbei regiert… Die Gebäude sind aber allesamt wunderschön verziert und insbesondere der Garten hat uns sehr gut gefallen. Es war auch imposant, wie man nach jedem Tor von einem neuen Innenhof und dem nächsten Palast überrascht wurde, weitläufig ist hier eher eine Untertreibung!
Nach einem erfrischenden Bierchen mit Blick auf die Menschenmassen und den Qianhai-See machten wir uns auf den Weg für`s Nachtessen. Zufälligerweise gingen wir an einem Restaurant mit Tischgrill vorbei. Dies liessen wir uns nicht entgehen und staunten darüber, dass uns die Bedienung alle paar Minuten den Rost durch einen frischen, sauberen Rost austauschte und dabei das ganze Grillgut auf den neuen Rost schaufelte. So ganz alles auf unserer Fleischplatte konnten wir nicht identifizieren, aber das meiste schmeckte ganz lecker. Auf dem Rückweg zum Hotel wollten wir noch den Tianamenplatz bei Nacht bestaunen. Staunen konnten wir dann schon, aber nur darüber, dass die Polizei und viel Militär den Platz abgesperrt hatte. Man kann also getrost vom verbotenen Platz vor der verbotenen Stadt sprechen. Der offizielle Grund dafür war übrigens der anstehende Nationalfeiertag am 1. Oktober, nur da waren wir ja noch fast eine Woche davon entfernt.
Der Himmelstempel bot eine sehr schöne Parkanlage und viele amüsante, chinesische Touristen, welche sich scheinbar am liebsten in Tour- Gruppen bewegen.
Ein weiteres Highlight war noch die Anlage der Olympischen Spiele 2008. Das „Vogelnest“- Stadion wirkt gigantisch und das Schwimmbad ist sehr schön anzusehen, aber auch hier fragt man sich scheinbar, wie ein solches Stadion noch genutzt werden kann. Über eine Shoppingmall wird zumindest diskutiert. Was uns aber besonders überraschte, war der immense Platz um die Stadien herum, welcher heute doch ziemlich brach liegt. Es ist bestimmt interessant, wie die Anlage in ein paar Jahren aussieht und genutzt wird.
Der Besuch des Sommerpalastes zeigte ein weiteres Mal, wie Gross man sein Häuschen eigentlich bauen könnte. Wobei die Unterhaltskosten wahrscheinlich nicht ganz zu vernachlässigen sind. Die Anlage um den See herum lädt aber zu einem sehr gemütlichen Nachmittag ein und bietet ein paar sehr schöne Plätze um den Menschen zuzuschauen und dabei die Sonne zu geniessen.
Shopping sollte in Peking auch nicht zu kurz kommen, doch ist „märten“ hier nicht ganz gleich, wie wir dies von unseren bisherigen Destinationen kennen. Aber auf jeden Fall ein lustiges Erlebnis! Als kleines Beispiel folgende Szene:
Verkäuferin: Gefällt dir das Hemd? Ich habe viele Farben, Armani, Boss und Prada…
Marco: Wie teuer?
Verkäuferin: Eigentlich 1200RMB (ca 180Fr), aber du so nett für dich Spezialpreis: 600RMB
Marco: Das ist maximal 30RMB Wert!
Verkäuferin: Verrückt!! Du gehen…
Und wirft Marco zum Shop raus… Dabei ist zu sagen, dass hier 30-40RMB ein „normaler“ Preis für ein Hemd ist. Wie da folgende Beispiel zeigt:
Verkäuferin: Wie viele Hemden willst du? Ich habe viele Farben…
Marco: Eines, Wie teuer?
Verkäuferin: Eigentlich 1200RMB (ca 180Fr), aber du so nett für dich Spezialpreis: 400RMB
Marco: Das ist maximal 40RMB!
Verkäuferin: Nein, Nein, 200RMB ist das Beste Angebot, was ist dein höchster Preis?
Marco: Maximal 40RMB (ca 6Fr)
Verkäuferin: Geht nicht...
Marco: Ok dann nicht. (läuft langsam davon)
Verkäuferin: Halt! 100RMB, 60RMB… (läuft Marco nach) 30RMB! (Also weniger als „meine“ 40)
Marco: OK ;-)
Beide Szenen haben wir hier unzählige Male erlebt (nicht das wir unzählige Male was gekauft haben, wir hätten aber können), aber das wir aus dem Shop geworfen werden, war wirklich eine neue Erfahrung. Insbesondere da wir beim „märten“ mit dem Gegenseitigen Annähern rechneten. Nun gut, in der Zwischenzeit können wir auch mit dem „Chinesischen Märten“ ziemlich gut umgehen und haben nicht das Gefühl zu viel zu bezahlen. Es ist aber sehr interessant, wie hoch hier mit den Preisen begonnen wird. Wie im Beispiel oben, 180Fr als Ausgangslage wenn der Endpreis 4.5Fr ist… da geht gegenseitiges Annähern beim märten nicht wirklich gut. Bei Essstäbchen zum Beispiel brachen wir auch das Kaufen ab, der übliche Ladenpreis ist 5RMB und im Markt starteten sie bei 200RMB… was sagt man da als erstes Käufer- Angebot? „200, nein das ist etwas zu viel, sagen wir 1“. Nun, aber es gibt wahrscheinlich eine Menge Touristen, welche die hohen Preise zahlen, oder man sich bei 50 findet und der Käufer das Gefühl eines Super Kaufes hat. Wer sich etwas Zeit lässt, die ersten Preise der Verkäufer gleich wieder vergisst und von anderen Touristen lernt, kann in Chin jedoch zu sehr günstigen Preisen einkaufen.
Unser Hotel war übrigens in einem sehr schönen Stadtteil. Die Hauptstrasse ist neu auf alt restauriert und für Touristen herausgeputzt. Natürlich ist auch diese Nachtsüber gesperrt, also der Zugang verboten. Aber die Strasse vor unserem Hotel bot dabei viele gute kleine Restaurants, wo wir auch „Hotpot“ assen, eine Art Fondue Chinoise mit scharfem und mildem Fond. Dazu eine Kalbsfleisch-, eine Pouletfleischplatte, etwas Gemüse und natürlich einen Reisschnapps und fertig ist der chinesische Leckerbissen!